Mittwoch, 30. März 2016

11:01 - No comments

Erste Umfrage: Wie entscheidet ihr?

Grüßt euch!

Heute geht es los mit der ersten Umfrage, die die weitere Geschichte von Karas beeinflussen soll. Ihr könnt mit entscheiden, wie das weitere Abenteuer verlaufen wird! Die erste Umfrage wird auch nicht wie angekündigt zwei Tage laufen, sondern DREI. Wer weiß0, vielleicht machen dadurch ein paar mehr Leute mit.

Der junge Mönch steht kurz davor, die heiligen Wände seines Klosters zu verlassen und sich auf in die Welt zu begeben. Doch wie wird seine Reise verlaufen? Welche Hindernisse stehen ihm bevor und vor allem, wird er das Abenteuer heil überstehen?

Diese Antworten könnt ihr in den nächsten Wochen selbst geben, angefangen in den kommenden Tagen.

Deswegen geht es auch direkt los mit der ersten Entscheidung, die getroffen werden muss und den weiteren Geschichtsverlauf komplett ändern kann:


Wird Karas in der Lage sein, sich selbst verteidigen zu können oder ist er auf die Hilfe anderer Charaktere oder gar auf das Schicksal angewiesen?


Eine Umfrage im Klick-Stil wird es nicht geben, da ich mich über vielleicht ein bis zwei Sätze eurerseits in den Kommentaren freuen würde. Warum habt ihr so entscheiden und wie stellt ihr euch eure Wahl im weiteren Verlauf vor?

Am Ende gewinnt die Option, mit den meisten Befürwortern, also haltet euch ran =)

Über Facebook könnt ihr auf novelproject16 übrigens ebenso voten. Ihr habt eine zweite Stimme zu vergeben? Dann switcht einfach auf die sozialen Netzwerke ;)




Dienstag, 29. März 2016

Kapitel 3, Part 2

Karas zog sich die dunkle Stoffhose über die Beine, als es an seiner Tür pochte. Er band sich die Hose zu und griff sich das verblichene Hemd vom Stuhl. Die nackten Füße tapsten über den kalten Boden, Es war sein alter Mentor, der leicht gebückt und grimmig lächelnd vor ihm stand. Die rechte Hand hatte der Alte hinter seinem Rücken verschränkt, während die linke über den ergrauten Bart strich. Sein Lehrer wirkte erschöpft, ja beinahe schon um Jahre gealtert im Vergleich zum gestrigen Tag. Der junge Adept ertappte sich dabei, wie er erschrocken zusammenzuckte, eine Bewegung die seinem Gegenüber sicher nicht entgangen war.
Mein Sohn, gewährst du einem tattrigen Greis vielleicht Zutritt zu deinen Gemächern“, fragte der Priester mit einem schelmischen Augenzwinkern.
Karas trat einen Schritt zur Seite und machte eine einladende Geste in seine spärlichen vier Wände.
Tretet ein, Pater.“
Mit unsicheren Bewegungen schlich der Lehrer an ihm vorbei und setzte sich auf das Bett des Jüngeren. Karas fiel auf, dass die Hände des Anderen unmerklich zitterten.
Was ist nur mit ihm passiert? Erst gestern hatten wir noch ganz normal mit ihm geredet, da schien noch alles in Ordnung. Was ist da in der Gebetskammer nur geschehen?
Der Pater legte die Hände aufeinander, vermutlich aus Reflex um das Zittern abzudecken oder aber, um es vor Karas zu verbergen. Er hüstelte leise und musste tief durch schnaufen, so als ob ihn der Marsch zu den Gemächern überfordert hätte.
Wie ist deine Nacht gewesen“, erkundigte sich der Alte bei ihm, „wurdest du wieder von deinen Alpträumen heimgesucht?“
Karas schürzte die Lippen, ehe er antwortete: „Nein...nein, diesmal nicht. Seit langer Zeit konnte ich wieder unbekümmert schlafen, Pater.“
Der gealterte Geistliche schien sich sichtlich zu entspannen. Seine ohnehin schon tief hängenden Schultern schienen noch ein wenig mehr nach unten zu sinken. Die Erleichterung in seiner Stimmfarbe signalisierte allerdings, dass es sich dabei um ein gutes Zeichen handeln musste. Wieder fuhr die linke Hand über den Bart und strich dabei sorgfältig die borstigen Haare in alle Richtungen. Er schien sorgfältig über seine nächsten Worte nachzudenken, ehe er fortfuhr:
Dann war die Weihe erfolgreich, mein Sohn. Weißt du was das bedeutet?“
Karas blieb nichts übrig, als den Kopf zu schütteln. Er hatte nicht die geringste Ahnung, was ihm widerfahren war.
Der Segen der Götter ist mit dir. Schabanach, der größte aller Götter hat dich für würdig betrachtet, den schwierigen Weg zu gehen. Du, mein Sohn, wirst von den höchsten Kräften für geeignet gehalten. Wir waren Zeugen eines großen Augenblicks, ein wahrlich historischer Moment.“
Der junge Lehrling musste schlucken und fand keine Antwort für die Offenbarung. Stattdessen stellte er sich die Frage, was ihm wohl geschehen wäre, wenn die Götter ihn als nicht würdig erachtet hätten. Die Momente der Weihe kehrten in sein Gedächtnis zurück, die Eindrücke die er gefühlt hatte, sein Körper der von der Kälte erfüllt gewesen war...
Würde ich noch immer hier sitzen und mich für die Reise vorbereiten? Wäre ich überhaupt in der Lage, dieses Gespräch noch zu führen oder hätte ich mein Recht verwirkt, unter all diesen gläubigen Menschen zu wandeln? Was hatten meine Ordensbrüder von mir gedacht, wenn ich bei so einem Moment verschmäht worden wäre!
Ich habe nie an dir gezweifelt“, vernahm er die Stimme des Mentors und verdrängten die Ängste aus seinem Kopf. Der Nebel des Zweifels lichtete sich und sein Verstand kehrte wieder zurück, ließ ihn wieder klar denken.
Ich danke euch, Pater. Für das Vertrauen, was mir geschenkt wurde und für den Rückhalt den ihr mir gegeben habt. All das bedeutet mir viel.“

Samstag, 26. März 2016

Kapitel 3, Part 1.5

Als Karas in seinem Zimmer mit flatternden Lidern erwachte, fand er einen Stapel neuer Kleider neben sich vor. Der Tag begrüßte ihn durch sein Fenster mit warmen Sonnenstrahlen und Vogelgezwitscher aus dem Wald . Eigentlich gute Zutaten für den Start in den heutigen Kloster-Alltag, doch war heute kein Tag wie jeder andere. Der junge Adept war noch etwas irritiert von den gestrigen Vorkommnissen und versuchte, während er sich mit den frischen Kleider anzog, die Momente des vergangenen Abends zu ordnen. Seine Erinnerungen wiesen allerdings mehrere Lücken auf und er schaffte es nicht, die Geschehnisse in die passende Reihenfolge zu ordnen. Nicht, dass es irgendetwas an der Situation ändern würde, denn er hatte keine Ahnung, was da gestern mit ihm eigentlich gemacht wurde.
Ich sollte für die kommende Reise geweiht werden...
Karas hatte schon an vielen heiligen Sitzungen teilgenommen und war des Öfteren Zeuge davon gewesen, wenn Brüder gesalbt und geweiht wurden. Aber was auch immer gestern dort in der Gebetskammer vollzogen wurde, war ihm nicht bekannt. Zumindest soweit er sich an gestern erinnern konnte.
Was auch immer es war...die Alpträume hatten mich gestern in Frieden gelassen.
Lange war es her gewesen, als die Dämonen der Träume ihn das letzte Mal verschont hatten. Während er seit Wochen, wenn nicht sogar Monaten, keine ruhige Nacht mehr hinter sich gebracht hatte, waren die letzten Stunden wahrer Balsam für seinen müden Geist gewesen. Er fühlte sich wacher, frischer und irgendwie fokussierter auf seine bevorstehende Aufgabe. Er hatte ganz vergessen, wie sich ein ausgeschlafener Zustand anfühlte. Es war nahezu befreiendes Gefühl, wie die Flucht aus einem eigens gebauten Gefängnis.
Warum auch immer...ich will mich auf keinen Fall darüber beschweren.
Vorsichtig kreiste er mit seinem Kopf und dehnte dabei seine Halsmuskeln. Ein Vorgehen, welches normalerweise mit dem üblich widerlichen Knacken seiner verspannten Halsmuskeln quittiert wurde, doch diesmal war da nichts. Kein unangenehmes Zeichen für die Unausgeglichenheit in seinem Körper und vor allem keine Schmerzen.
Nichts. Alles fühlt sich so...entspannt an.
Mit einem Ruck stand er auf und verscheuchte zumindest kurzfristig die Gedanken von schwebenden Gestalten, schweigenden Brüdern und mysteriösen Vorkommnissen aus seinem Kopf. Sein Blick fiel auf die neuen Klamotten, die ihm in den Raum gelegt wurden. Keine Robe mehr, zwar immer noch schlicht, aber ohne jegliche Hinweise auf seine gläubigen Wurzeln. 


Nach dem Osterwochenende gehts mit mehr Content weiter, dass hier ist eher so ein "Füller", damit der Blog immerhin ein wenig aktualisiert wird. In diesem Sinne: Frohe Ostern an euch alle!

Mittwoch, 23. März 2016

Kapitel 3, Part 1

Geister tanzten wirbelnd durch den Raum. Weiße Schemen, die sich einen Weg durch die Schatten bahnten und allen Gesetzen der Erdanziehungskraft zu trotzen schienen. Ihre Schwingen trugen sie schwebend durch den Raum, direkt über den Köpfen der anwesenden Zuschauern. Doch niemand schien sich für den unheimlichen Anblick zu interessieren, ganz im Gegenteil sogar. Die Blicke der Anwesenden waren nach vorne gerichtet, anscheinend vollkommen desinteressiert von dem Treiben über ihnen. Rot leuchtende Augen starrten gebannt nach vorne, ansonsten waren die Gesichter in der Dunkelheit nicht sichtbar. Die Gestalten standen bewegungslos vor ihm, Voyeure während eines besonders intimen Moments. Ein unwohles Gefühl durchflutete ihn, er wollte sich losreißen und davonrennen, nichts wie weg von hier, doch es wollte ihm nicht gelingen. Ein Gefühl der Scham breitete sich in ihm aus, als könnten die Blicke tief in sein innerstes Ich sehen, seine Ängste und Gefühle offen legen, ihn emotional entblößen.
Seine Arme und Beine bewegten sich nicht und er bemerkte panisch, dass er nicht mehr der Herr über seine eigenen Gliedmaßen war. Der eigene Körper war sein Gefängnis.
Dann setzte der Gesang ein. Es war eine ihm bekannte Melodie, die sich monoton wiederholte. Immer und immer wieder. Ein gesungenes Gebet – ein heiliges Flehen an die stärkeren Mächte, welche über ihnen hausten.
Schaloch finalis och sanctis. Schabanach, ochalach Schabanach.
Die Sprache war ihm nicht bekannt, aber die summende Melodie war ihm seltsam vertraut.
Schaloch finalis och sanctis. Schabanach, ochalach Schabanach.
Er wollte schreien, all dem hier ein Ende setzen, doch niemand machte Anstalten, sich um ihn zu kümmern. Das Gebet um ihm herum wurde fortgesetzt, die Stimmen schienen gar einen Ton lauter geworden zu sein.
Schaloch finalis och sanctis. Schabanach, ochalach Schabanach.
Seine Ohren dröhnten vor Schmerz und er wollte die Anderen anflehen, damit um Himmels Willen aufzuhören. Dann bemerkte er, wie sich die weißen Schemen in der Luft ihm zu wandten. Langsam, mit geisterhaften Bewegungen kamen sie näher heran, offenbar auf der Suche nach ihrem menschlichen Ziel. Der Chor fuhr weiter fort, der Ton schien bestimmender zu werden. Die Lautstärke nahm mit jeder wiederholten Strophe zu.
Schaloch finalis och sanctis. Schabanach, ochalach Schabanach.
Die Geister hatten ihn fast erreicht. Ein letztes Mal wollte er sich los zerren, den Ort hier so schnell wie nur möglich verlassen, doch wieder versagte ihm sein Körper den Dienst. Verzweifelt wurde er Zeuge, wie die Wesen ihn erreichten, sich auf ihn legten wie eine wabernde Schicht die seine Konturen nachformte, ihn komplett einhüllte. Bei der ersten Berührung wurde ihm schlagartig kalt, die Muskeln entspannten sich und ein zarter Nebel verschleierte sein Sichtfeld. Seine letzten Kräfte entwichen aus dem Körper und er hörte auf, sich dem Vorgang entziehen zu wollen. Er verlor jegliches Gefühl auf der Haut und die Kälte, die sich zuvor in seinem Inneren breit gemacht hatte, wich einem angenehmen Gefühl des Friedens. Seine Panik verschwand, löste sich innerhalb von Momenten in Luft auf und ließ ihn entspannt zurück. Sein Verstand drohte ihm zu entgleiten, ihn hier in Ruhe alleine liegen zu lassen, fernab jeglicher Probleme und Sorgen.
SCHALOCH FINALIS OCH SANCTIS. SCHABANACH OCHALACH SCHABANACH.
Das Gebet erreichte seinen lauten Höhepunkt und die Anwesenden schienen dies mit einem donnernden Finale unterstreichen zu wollen. Dann: Ein sengender Schmerz zuckte durch seine rechte Hand, genau wie sich Feuer auf ungeschützter Haut anfühlen musste. Er schrie laut auf und diesmal schien er tatsächlich Töne von sich zu geben, denn das Gebet der Anwesenden stoppte schlagartig. Es war der letzte äußere Einfluss den er wahrnahm, bis ihn der Zustand der Bewusstlosigkeit erneut niederstreckte.

Montag, 21. März 2016

Kapitel 2, Part 4

Der lange, schon vor Jahrzehnten in den Fels geschlagene Gang führte geradeaus in das Nichts. Kein Licht, keine Bewegung oder Stimmen. Von den Fackelträgern, die vor ihnen den Eingang betreten hatten, war keine Spur zu entdecken. Karas konnte nur seinen eigenen flachen Atem vernehmen – sein älterer Kumpan hätte auch ein Geist so können, so ganz ohne jegliche Geräusche. Er war die stoische Ruhe in Person und drängte Karas sanft mit einem Schubser nach vorne.
Es ist an der Zeit.
Seine Hand ertastete die raue Steinmauer neben ihm, die ihm als Wegweiser dienen sollte. Er konnte seine eigenen Finger vor Augen nicht sehen und war dankbar für die kalte Oberfläche, die nun seine Handfläche führte. Seine Robe schabte kratzend an den Begebenheiten der Wand entlang – erschreckend laut für einen wahren Ort der Stille.
Er spürte eine zweite Person, seinen Lehrer, der ohne jegliche Hilfe an ihm vorbeiwanderte und sich wortlos von ihm entfernte. Stramme Schritte, die sich unbeirrt bewegten. Kein Hadern, keine Pause und ganz ohne Hilfsmittel, wie sie der Adept nutzen musste.
Wie in Gottes Namen macht er das nur?
Karas bewegte sich nun schneller, nachdem sich seine Sinne zumindest etwas an die Umstände angepasst hatten und er seine Selbstsicherheit wiederfand. Zwar strich seine linke Hand immer noch an der Felswand entlang, doch der blinde Marsch seines Mentors ermutigte ihn, sich ein wenig zielstrebiger zu bewegen.
Der Eingang in das Gebirge verschwand hinter ihm, dort wo immerhin die Sterne noch ein wenig Licht durch das geöffnete Tor geworfen hatten. Es schien ihm, als machte der langgezogene Flur eine lockere Biegung nach links, welcher er vorsichtig folgte.
Lange kann es nicht mehr sein...die Gebetskammer müsste direkt vor mir liegen.
Und tatsächlich konnte er nach einigen Momenten einen schwachen Schimmer vor sich sehen. Meter entfernt, aber immerhin ein Ziel am Ende des Weges.
Ein Licht am Ende des Tunnels, wahrhaftig!
Mit jedem Schritt wurde der Schimmer kräftiger und die Schemen um ihn herum wurden wieder klarer. Jetzt fühlte er nicht nur den Stein an seiner Handfläche, er konnte ihn nun auch sehen.
Seine Hand wanderte wieder neben seinen Körper und die Finger fanden sich ineinander gesteckt unter seiner Robe, beiden Daumen gegeneinander gepresst.
Sein Schritt wurde selbstbewusster, die Unsicherheit der Dunkelheit wich von seinen Schultern, sein Augenlicht wurde wieder von den Fackeln vor ihm geschärft. Warme Helligkeit schlug ihm freundlich entgegen und vertrieb den dunklen Schleier.
Blinzelnd machte er den letzten Schritt hinaus aus dem Gang und trat ein, in die heilige Gebetskammer des Schabanach. Der spirituelle Mittelpunkt des Ordens, das wahre Heiligtum seines Glaubens. Eine große Grotte, inmitten des gigantische Mittelgebirges geschlagen, als eine Oase des Guten, sicher versteckt vor den misstrauischen Blicken der Zweifler.
Weiße Punkte tanzten vor seiner Sicht, bevor der glasige Blick allmählich klarer wurde. Um ihn herum standen schweigend seine Brüder, die Blicke nach vorne gerichtet. Keine drehte sich zu dem Neuankömmling um, es keine wurden Worte gesprochen. Es herrschte gespenstige Stille. Die Reihen seiner Brüder, vielleicht vierzig von ihnen, standen links und rechts des Tunnelausgangs und öffneten somit einen Weg, welcher weiter geradeaus nach vorne führte.
Die Gebetskammer war, wie auch die persönlichen Räume der Mönche, ohne jeglichen Prunk ausgestattet. Sie war nur für den einen Zweck geschaffen, Schabanach zu dienen und nicht, um es sich bequem oder heimisch zu machen. Der Raum war nicht sonderlich groß und barg gerade so Platz für alle Mitglieder, die eng nebeneinander stehen mussten, um auch alle hinein zu passen. Vor den Anwesenden befand sich eine steinerne Empore, auf der sich der geweihte Altar der Götter befand, ein simpler schwerer Holztisch, der für die meisten Völker vermutlich keinen materiellen Wert besaß. Für den Orden allerdings, war der ideologische Wert allerdings kaum zu beschreiben.
Hinter dem Altar stand der Pater, in eine weiße Robe gehüllt, sein Blick auf ein schweres Buch auf dem Tisch gerichtet. Zwei Brüder flankierten ihn und ließen Behältnisse, die an einer Kette befestigt waren, vor und zurückschwingen. Weihrauch stieg daraus hervor und erfüllte die Höhle mit dem beißenden Geruch von getrocknetem Gummiharz. Der Rauch stieg in verspielten Kringeln nach oben, bis er auf seiner Reise gen Himmel vom harten Fels gestoppt wurde. Als Karas den nächsten Schritt nach vorne wagte, hob der Priester auf der Erhöhung ruckartig den Kopf und breitete feierlich die Arme in beide Richtungen aus.
„Brüder, die Zeit ist gekommen“, rief er mit erhobener Stimme in die Menge, „unsere Opfergabe für die Götter ist nun endlich hier.“
Die Fackeln an den Wänden erloschen, tilgten die Kammer von jeglicher Wärme und ließen Karas allein in der Schwärze zurück. 


Ende von Kapitel 2!

Freitag, 18. März 2016

Kapitel 2, Part 3

„Wichtig ist, dass du dich an deine Aufgabe hältst. Reise zurück in die Zivilisation und finde heraus, was dort vor sich geht. Wenn der Tag des jüngsten Gerichts bevorstehen sollte, müssen wir gewarnt sein, Bruder“, fuhr er fort, „Du bist unsere einzige Hoffnung mehr zu erfahren, bevor es möglicherweise zu spät ist.“
„Und wohin soll ich mich genau begeben? Hat meine Reise ein Ziel, Pater?“
Der Gesichtsausdruck des Alten wurde düster und grimmig: „Schatten sinken überall nieder. Der Kontinent verschwindet in der Dunkelheit, die Hoffnung schwindet zusehends. Das Ziel deiner Reise wissen wir ebenso wenig, wie die Situation außerhalb der Mauern. Namen von Orten oder Gebieten sind allerdings ohne Belang, denn du wirst es zweifellos bemerken, wenn du am Ende deiner Reise angekommen bist.“
„Wenn ich die benötigten Informationen gefunden habe, was geschieht dann? Wird der Orden aus dem Exil zurückkehren und sich der Dunkelheit stellen? Welche Rolle werden wir spielen, Pater?“
Sein Lehrer kreuzigte seinen Körper mit dem Zeigefinger – erst die Berührung an der Stirn, dann der Brust, gefolgt von der linken sowie der rechten Schulter. Am Ende küsste er die gerunzelte Haut auf seinem geschlossenen Handballen, ehe er flüsternd, fast unverständlich antwortete:
„Bete zu den Göttern, dass sich unsere Sorgen als unbegründet herausstellen, mein Sohn. Sollten wir uns nicht irren, wird es ganz gleich sein, wie wir uns entscheiden. Vor dem Fegefeuer der Hölle kann man sich nicht verstecken.“

Nachdem die Prozession der Fackelträger schleichend das Ende der Treppe erreicht hatte, verschwanden sie träumerisch summend im großen Tor, welches zum heiligsten Ort des Klosters führte. Die Schwärze des Eingangs verschluckte nach einem kurzen Augenblick die flackernden Flammen und tilgten jegliche Beweise ihrer Existenz. Die beiden Mönche alleine. Als es ruhig um sie auf der Mauer geworden war und nur noch der Wind über die Zinnen als einziger Zuhörer wehklagte, nickte der Mentor seinem Schüler aufbauend zu und führte in sachte zur finalen Weihe. Gemeinsam kehrten sie der steinerne Grenze zur Außenwelt den Rücken und trabten zusammen durch den verlassen Hof, der sonst nur mitten in der Nacht, wenn alle tief schliefen, zu solch einer Ruhe kommen würde. Es war nicht nur für Karas ein besonderer Moment im Leben, sondern auch für seine Brüder. Nicht viele bekamen in ihrer Lebenszeit die Chance, einen Abgesandten hinaus in die weite Welt marschieren zu sehen und bei der Rückkehr neue Details zu erfahren Er war sich noch nicht einmal sicher, ob jemals ein Abgesandter nach draußen geschickt wurde, seit die Mönche sich für das Exil entschieden hatten. Zwar war in den Büchern und Schriftrollen die Rede von tapferen Recken, die sich vollen Mutes nach draußen wagten, aber er kannte niemanden, der tatsächlich Zeuge davon gewesen wäre. Waren die Läufer nur eine alte Legende, von den Gründern des Ordens ausgedachte Lichtgestalten, oder gab es in der Vergangenheit tatsächlich andere, die sein Schicksal geteilt hatten? Karas war sich nicht sicher, ob er die Antwort jemals erfahren würde.
Im Grunde genommen ist es völlig egal, ob ich der erste oder nur einer von vielen Läufern bin. Wichtig ist nur, dass ich Schabanach nicht enttäuschen werde und meine Brüder nicht im Stich lasse. Mein Pater zählt auf mich. Mein Orden zählt auf mich. Alle zählen auf mich. Ich werde sie nicht enttäuschen, niemals.
Sie überquerten den Hof mit den Gewächshäusern und den kleinen, säuberlichen angelegten Feldern, die für die Lebensmittelversorgung der Mönche dienten. Alles wirkte wie ausgestorben, niemand war zu sehen. Mit seinen Brüdern waren auch jegliche Geräusche verschwunden. Selbst der Wind schien sich mittlerweile entschieden zu haben, seine Arbeit einzustellen und Karas mit seinen Gedanken alleine zu lassen. Sein Mentor lief schweigend neben ihm her. Der junge Mönch fröstelte und eine Gänsehaut machte sich auf seinem Rücken breit.
Nun ist es also so weit, der große Tag ist gekommen. Jetzt gibt es kein Zurück mehr.
Die Beiden erklommen das Ende der Treppe und Karas drehte sich ein noch einmal um, um seine Heimat ein letztes Mal mit den Augen eines Adepten zu betrachten. Nach der Weihe würde sich sein gesamtes Leben verändern. Er würde die Kammer als ein Läufer verlassen. Ein Abgesandter, der das Ungewisse bereisen würde, ein gesalbter Anhänger des Schabanach. Karas atmete tief durch und trat durch das Tor, hinein in das Mittelgebirge. Mit jedem Schritt näherte er sich seiner ultimativen Bestimmung.

Donnerstag, 17. März 2016

Kapitel 2, Part 2

„Unser Gelübde verbietet es, unser Kloster zu verlassen und hinaus in die Welt zu streifen. Wir haben uns dazu entschieden, unser Leben als Einsiedler fernab jeglicher Zivilisation zu leben. Nur hier, in Abgeschiedenheit und ohne jegliche störenden Einflüsse, sind wir in der Lage, unseren Göttern ehrenhaft zu dienen“, erzählte der grauhaarige Priester mit stolzer Stimme, „doch das autarke Leben hier in den Bergen führt auch seine Schattenseiten mit sich. Wir wissen nicht was dort draußen vor sich geht. Wir wissen nicht, was dich dort draußen erwartet.“
Karas biss sich auf die Unterlippe und verkniff sich die Frage, die sich ihm stellte. Er wollte seinen Lehrer bei diesem historischen und essentiellen Vortrag nicht unterbrechen.
„Du fragst dich vermutlich, weshalb wir ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt einen Entsandten schicken, nicht wahr?“
Der Junge hatte in all der Zeit längst aufgehört, sich über das Gespür des Mannes zu wundern. Er war für ihn ein offenes Buch, welches keine Geheimnisse vor dem ältesten Prediger des Schabanach geheim halten konnte. Karas nickte bedächtig, dennoch im Stillen wissbegierig auf die Antwort.
„Unser Orden hatte sich vor hunderten von Jahren dazu entschieden, die bewohnten Lande hinter sich zu lassen und alleine in Frieden zu leben. Wir waren es müde, dauerhafte Zeugen der sinnlosen Kriege und der substanzlosen Gewalt zu sein. Zu diesem Zweck wurden die Völker von unseren Herren nicht erschaffen. Wir sollten das Leben huldigen und Freude predigen, nicht ignorieren. Das Geschenk von oben, unsere jungfräulichen Herzen, sollten unsere wichtigsten Schätze sein.
Wir sollten sie in diesem Zustand behalten und nicht mit Hass oder Trauer füllen. All dies führte zu der Welt, der wir den Rücken kehren mussten. Wir konnten nicht länger Zeuge dieses heidnischen Vorgehens sein und tatenlos zusehen, wie sich die Welt selbst zu Grunde richtet.“
Der erfahrene Geistliche machte eine kurze Pause und ließ die Worte in der Luft hängen. Karas kannte die Geschichte des Ordens natürlich aus seinen persönlichen Lehren, doch die traurige Betroffenheit in den Augen seines Gegenübers machten ihm zu schaffen.
Schleichend wurde ihm klar, was ihn auf seiner Reise tatsächlich begegnen würde. Zumindest glaubte er, dass es ihm allmählich dämmerte.
„Unser Glaube verbot es uns allerdings, Partei für irgendjemanden zu ergreifen. Also predigten wir unseren Weg in Dörfern und Städten, schenkten jedem Betroffenen ein offenes Ohr und hofften dadurch, den Tag der Abrechnung verhindern zu können. Wie du dir vielleicht vorstellen kannst, waren unsere Taten aber vergebens. Wir scheiterten und haben es am Ende nicht geschafft, der Welt die Augen zu öffnen. Aus diesem Grund hatte sich unser Orden dazu entschlossen, ins Exil zu wandern und die Zivilisation, mit ihren tauben Ohren und unreifen Taten, zurückzulassen. Die Hoffnung, nach der wir alle strebten, war endgültig verloren.“
„Ihr habt richtig gehandelt, Pater. Wer sich vor der Wahrheit verschließt, kann nicht mehr gerettet werden. Ihr habt alles was in eurer Macht stand, getan, um die armen Seelen dort draußen wieder auf den richtigen Weg zu führen.“
Der Lehrer schloss die Augen, die Stirn in Falten gelegt.
„Unser Weg ins Exil wurde damals nicht von allen so simpel gesehen, wie du es denkst, mein Sohn. Feiglinge nannte man uns, Verräter am Volke wurden wir getauft. Wir ernteten von vielen genau dies, was wir so verzweifelt zu verhindern versucht hatten: Ablehnung, Unverständnis und Hass.“
„Das ist nun schon so viele Jahre her. Ich bin sicher, dass...“
„Ob hundert Jahre oder nur wenige Monate“, unterbrach ihn der Alte, „negative Gefühle und Vorurteile setzen sich in den Köpfen der Leute fest. Wenn die Saat erst einmal gesät wurde, kann sie über viele Jahrzehnte hinweg gedeihen und weitergereicht werden, bis sich irgendwann die hässliche Fratze zeigt. Mache nicht den Fehler und denke, Hass wäre vergänglich, mein Sohn. Hass ist einer stärksten emotionalen Antriebe, die es auf diesem Planeten gibt. Hass ist der größte Feind eines jeden einzelnen Individuums. Es erreicht dich schneller als du glaubst und wenn es dich einmal erreicht hat, wird es dich von innen quälend auffressen.“
Karas hatte sich andere Worte für seine anstehende Reise erhofft, obwohl niemand behauptet hatte, es würde für ihn leicht werden.
Als Ehre würde ich deine Aufgabe nicht verstehen, sondern eher als Opfer, welches jedes Mitglied von uns gerne bereit wäre, zu geben. Selbst wenn das Opfer das eigene Leben bedeuten würde.
Die Worte seines Lehrers vom heutigen Morgen kehrten in Karas' Gedächtnis zurück. Jetzt verstand er genau, weshalb er besondere Acht auf seiner Reise geben musste.

Mittwoch, 16. März 2016

Kapitel 2, Part 1

Fackeln marschierten durch die Dunkelheit und erhellten den Weg vom Hof hoch zu den heiligen Gewölben innerhalb des Gebirges. Seine Brüder, alle mit der typischen Kapuze über dem Kopf, hatten die Feuer entzündet und trabten nun in einer engen Formation im Gleichschritt vorwärts.
Die Bewegungen waren langsam, alles wirkte wie in surrealer Zeitlupe. Vor ihnen breitete sich eine steinerne, schnörkellose Treppe aus, die vom Hof in den großen Eingang der Gebetskammer führte.
Der heiligste Ort des gesamten Klosters befand sich tief versteckt in den Gebirgsausläufern, nur zugänglich für die Mitglieder des Ordens. Jeder anderen Person wäre der Zugang zu den heiligen Hallen des Schabanach verwehrt geblieben.
Karas stand, wie bei ihm üblich, auf seinem Lieblingsplatz oben auf der Mauer und starrte nach unten auf die Gruppe seiner jahrelangen Wegbegleiter. Die Prozession summte vor sich hin und füllte den Hof mit einer verträumt musikalischen Melodie. Gepaart mit den brennenden Fackeln im Dunkel der Nacht zeichnete sich dort ein geisterhaftes Treiben ab.
Der junge Adept wusste nicht, wie er seine Gefühle beschreiben sollte. Einen Tag zuvor hatte er seine kommende Aufgabe noch als echte Ehre betrachtet, doch nach den eindringlichen Worten seines Lehrers war er mehr als nur verunsichert. Die finale Weihe vor der Reise stand bevor, doch Gedanken und Zweifel nagten unverhohlen am jungen Adepten.
Ich brauche einen ausgeglichenen Verstand...atme tief durch, finde deine innere Balance.
Er zwang sich zu einer ruhigeren Atmung und faltete die Hände zusammen.
Finde deine innere Mitte und beruhige dich.
Sein Herz pochte und sein Puls schien zu rasen. Die Atmung half nicht. Druck baute sich auf seinen Schläfen auf und schien ihn zu erdrücke, sein Hals schnürte sich zu, die Atmung stockte und um ihn herum wurde es...
Zwei Hände legten sich vorsichtig auf Karas' Schultern und ließen ihn aus seiner inneren Schockstarre aufwachen.
„Ich hoffe, die Gedanken war nicht negativer Natur, mein Sohn.“
Die Stimme war beinahe ein Flüstern, darauf bedacht, ihn nicht zu sehr aufschrecken zu lassen.
Karas bemerkte Schweiß auf seiner Stirn und wischte ihn schnell weg, bevor sein Mentor diesen entdecken konnte und sich möglicherweise erste Zweifel an der Wahl des neuen Abgesandten ergeben konnten – wenn sie nicht schon bereits vorhanden waren.
„Nein...“, war Karas um eine aussagekräftige Antwort verlegen. Er rang sichtlich mit den Worten, was dem anderen Mönch nicht entging.
„Es gibt keinen Grund sich zu fürchten, wenn du dort draußen unseren Lehren folgst.“
Ich soll euren Lehren außerhalb dieser Mauern folgen? Ihr habt doch selbst noch nie diesen Ort verlassen. Woher wollt ihr wissen, was mich dort draußen erwartet?
„Ihr sprecht wie immer weise Worte, Pater. Die Götter werden über mich wachen.“
Karas war selbst erschrocken über die extreme Diskrepanz seiner Gedanken und der tatsächlich ausgesprochenen Worte. Ihm wurde gelehrt, sich seinen Brüdern zu öffnen, stets den Lehren zu vertrauen und immer der Wahrheit zu folgen. Was er hier tat war falsch.
Lügen führen zu Unausgeglichenheit. Unausgeglichenheit macht uns verwundbar für die schädlichen Einflüsse von außen. Denke immer daran, folge dem heiligen Weg!
„Es gibt noch ein paar Dinge zu besprechen, bevor wir uns zum geweihten Raum begeben“, sagte der Alte mit einem hauchzarten Lächeln auf den Lippen, „nachdem die Zeremonie vorüber ist, wird es zu spät sein, dir die Details deiner Aufgabe näher zu bringen.“
Der Junge senkte respektvoll den Kopf und versuchte, sich die Aufregung und die Zweifel nicht noch mehr anmerken zu lassen. Seine Kapuze rutschte ihm dabei ein Stück nach unten ins Gesicht und verdeckte weitere Regungen vor den wabernden Flammen der Fackeln aus dem Hof. Ein willkommenes Missgeschick, genau zur rechten Zeit.
Ich wurde nicht auserwählt, um meine Brüder zu enttäuschen.
Der Marsch unter ihnen setzte sich summend weiter fort, Stufe für Stufe, immer weiter der Treppe zum Eingang der Gebetskammer folgend.


Die Chancen stehen gut, dass es morgen direkt weitergeht!

Montag, 14. März 2016

Kapitel 1, Part 4

Der junge Adept hatte keine Antwort auf den Lippen, also senkte er den Kopf. Er wusste, welch ungemeine Ehre ihm kurz bevorstand, welch Wunder er sehen durfte.
Den Ordensmitgliedern des Schabanach war es verboten, den geweihten Boden des Klosters zu verlassen. Dies hier war für immer ihr zu Hause, eine andere Welt gab es für die Mönche nicht. Einen Weg zurück in ein anderes Leben gestatten die Götter nicht. Wer einmal seine heiligen Gelübde abgegeben hatte, war auf ewig ein Diener der höheren Kräfte - mit jeder Faser des Körpers, mit jedem Gedanken des Geistes.
„Ich weiß, dass deine bevorstehende Aufgabe für dich etwas ganz besonderes ist, mein Sohn“, sprach ihm sein Lehrer zu, „aber glaube mir, als Ehre würde ich dies nicht bezeichnen. Eher ein Opfer, welches jedes Mitglied von uns gerne bereit wäre, zu geben. Auch wenn das Opfer das eigene Leben bedeuten würde.“
Karas verzog gegen seinen Willen das Gesicht. Für ihn war es eine Ehre und sicherlich kein Opfer. Es war ein Privileg durch das Tor schreiten zu dürfen und die Bäume außerhalb der Mauern nicht nur zu sehen, sondern auch tatsächlich berühren zu dürfen.
Es war einer dieser Gedanken, die Karas ordentlich zusetzten. Wenn es für seinen Meister und viele seiner Brüder solch eine Bürde war, wieso fühlte es sich für ihn so besonders an? Warum war er so anders wie seine Mitstreiter? War er vom Weg abgekommen und heimlich in die Zone der Zweifler gerutscht? Was war nur mit ihm los...warum war er so anders?
Er verbeugte sich vor seinem Lehrer und erwiderte: „Wie immer danke ich euch für eure Weisheit, Pater. Ein Teil von mir fürchtet sich vor der kommenden Aufgabe und ich weiß nicht, ob ich dafür schon bereit bin. Ich fürchte, euch zu enttäuschen.“
Der Gesichtsausdruck seines Gegenüber entspannte sich ein wenig und nahm freundlichere Gesichtszüge an. Ein kleines, aufmunterndes Lächeln macht sich auf dem Gesicht des wesentlich älteren Priesters breit. „Natürlich wirst du uns nicht enttäuschen, du bist stark im Herzen und hell im Geiste, mein Freund.“
Karas warf einen Blick über seine Schulter und hatte sein Zuhause der letzten zwei Jahrzehnte im Blick. Das Kloster des Schabanach, ein Heiligtum mitten in das Stein der Ausläufer des großen Gebirges gehauen, welches sich weiter über ihnen erstreckte. Ein Gebäude älter, wie das Leben aller Bewohner auf dieser Erde. Ein Ort des Friedens, der Hoffnung sowie des spirituellen Wegs. Der Hauptteil hatte eine kreisrunde Form und war exakt in der gleichen Form in den Fels geschlagen, so dass sich in der Mitte eine Art Hof befand. Eine Mauer grenzte den Hof von der Außenwelt ab und erstreckte sich von der einen Seite des Klosterhalbkreises, bis zur anderen. Die Mönche konnten sich selbst ernähren, mit kleinen gebrechlich wirkenden Gewächshäusern im Hof und einer Wasserquelle im Inneren des Hauptgebäudes. Gemüse, Kartoffeln und frisches Wasser - sie hatten hier für ihr spärliches Leben all jenes, was sie für das Überleben in der garstigen Wildnis brauchten.
„Bist du bereit für die Zeremonie heute Abend?“
Karas antwortete mit einem zögerlichen Nicken: „Ich denke schon, Pater.“
Der Ältere blickte seufzend wieder in die weite Welt hinaus.
„Die Aufgabe eines Entsandten ist nicht immer einfach, aber sie ist essentiell, Bruder. Für das Fortbestehen unseres Ordens und für den Fortbestand unserer Götter.“
Der Lehrling schnaufte schluckend und trat einen Schritt nach vorne, direkt neben seinen Gesprächspartner.
„Ich werde meine Aufgabe erfüllen. Seid euch dessen Gewiss, Pater.“
Die breiten Schultern des Gelehrten sackten ein wenig nach unten und als er Karas diesmal ins Gesicht sah, wirkten seine Augen müde und die Stimme brüchig: „Dunkelheit breitet sich über dem Kontinent aus. Ich spüre jeden Tag, wie sie zunimmt. Es wird nicht mehr lange dauern, bis diese Dunkelheit auch uns erreicht, mein Sohn.“
Mit seinen Händen schob er die Kapuze zurück und entblößte graues, lichtes Haar. Sorgenfalten lagen auf seiner Stirn, ein Kontrast zum vorherigen Verhalten.
„Der Kontinent versinkt im Chaos. Ich hoffe wir sind für das gewappnet, was uns allen bevorsteht. Wir müssen wieder auf den Pfad der Tugend zurückkehren oder wir werden alle im Fegefeuer der Hölle verbrennen.“


Ende des ersten Kapitels 1!

Freitag, 11. März 2016

Kapitel 1, Part 3

Die Stimme war etwas rau, klang allerdings nicht unfreundlich.
Bruder“, erwiderte Karas und nickte bestimmend, obwohl sein Gesprächspartner die Bewegung nicht sehen konnte.
Nach der Begrüßung herrschte zwischen beiden Männern eine Pause. Beide starrten über die Zinnen der Mauer hinweg auf das grüne Meer, welches sich vor ihnen erstreckte. Vogelgezwitscher war in der Ferne klar zu vernehmen, ein Signal für den Anbruch des Tages.
Der Mann in der Kutte bewegte sich nicht, als er anfing zu sprechen: „Hast du wieder Albträume gehabt? Es wird schlimmer, oder?“
Karas zuckte zusammen. Er wusste nicht, dass seine nächtlichen Probleme den anderen bekannt gewesen sind. Er hatte gehofft, die Situation für sich behalten zu können.
Ich weiß nicht, wovon du sprichst, Bruder.“
Du sprichst im Schlaf. Wir alle leben zusammen in einem Kloster. Denkst du etwa, du könntest so etwas vor uns geheim halten“, fragte sein Gegenüber mit ruhiger Stimme, „Schabanach wacht über uns, mein Freund. In manchen Fällen sollten wir aber unserem Orden vertrauen und jemanden in die eigenen Probleme einweihen. Ein ausgeglichener...“
...Verstand führt zu einem ausgeglichenen Herzen“, vollendete Karas den Satz, „Ich bin mir über unsere Gelübde im Klaren, Pater.“
Der Mönch senkte sein Haupt und faltete unter seinen Gewandsärmeln die Hände. Nach wie vor hatte er sein Gesicht von Karas abgewandt.
Irgendetwas scheint dich zu beschäftigen und du behältst dein Geheimnis für dich. Du musstest uns etwas versprechen, als wir dich damals aufgenommen haben.“
Da war es wieder. Die übliche Erinnerung an seine nebulöse Vergangenheit. Eine Vergangenheit, die für Karas aber nach wie vor ähnlich undurchsichtig war, wie für den Orden.
Das habe ich nicht vergessen. Ich habe vor euch allen meine Versprechen abgelegt und halte diese nach wie vor in Ehren. Ich wusste nicht, dass diese Träume etwas zu bedeuten haben, Pater.“
Alles hat eine Bedeutung, mein Sohn. Nichts geschieht ohne Zufall.“
Vergebt mir. Ich hätte meinen Träumen mehr Beachtung schenken sollen“, entschuldigte sich Karas demütig und starrte beschämt in die Landschaft.
Als er vor vielen Jahren dem Orden des Schabanach beigetreten war, hatte er sich erstmals wie ein Teil einer großen Familie gefühlt. Es war ein schönes Gefühl, obwohl er vor diesen Eindrücken sehr verwirrt gewesen war. Wieso hatte er diese Gefühle empfunden, obwohl er sich nicht mehr an seine Vergangenheit erinnern konnte? Hatte er zuvor nie eine Familie gehabt? Warum hatte sich die Gemeinschaft so fremd angefühlt?
Es gibt nichts, wofür du um Vergebung bitten müsstest. Du bist jung und hast noch viel zu lernen. Aber du hast ein gutes Herz, mein Sohn. Das ist es, worauf es ankommt.“
Ich danke dir, Bruder.“
Die Sonnenstrahlen waren in der Zwischenzeit über sie hinweg gewandert und tauchten das Kloster hinter ihnen in ein warmes Licht. Langsam wachten seine Ordensbrüder aus dem heilsamen Schlaf der Nacht auf und Betriebsamkeit machte sich im Hof breit. Stimmen schallten nach oben, Kleider raschelten und Metall schlug klirrend gegeneinander. In nur wenigen Momenten wurde die Stille von reger Betriebsamkeit abgelöst.
Es ist wirklich schön dort draußen“, stellte Karas leise fest und ignorierte die Geräusche aus dem erwachenden Kloster.
In der Tat. Allerdings solltest du nicht den Fehler begehen und nur die Oberfläche betrachten, sondern auch die Details dahinter. Nichts ist so, wie es scheint.“
Der jüngere Mönch war es gewöhnt, dass sein Lehrer in Rätseln sprach. Dennoch hatte er in all den Jahren gelernt, seinem Gegenüber Gehör zu schenken und die Ratschläge mit Interesse anzunehmen. Es gab einen Grund, wieso Karas der Schüler war und nicht der Lehrer.
Ich vermute, dies werde ich noch früh genug herausfinden, Pater“, sagte er vorsichtig.
Sein Mentor drehte sich mit einer einzigen fließenden Bewegung um und starrte ihn mit seinen eisblauen Augen an.
Das wirst du und ich bete zu unseren Göttern, dass du dich an all das erinnern wirst, was dir hier gelehrt wurde. Glaube an dich oder du bist dort draußen verloren.“


Weiter gehts vermutlich am Sonntag, aller spätestens aber am Montag!

Donnerstag, 10. März 2016

Kapitel 1, Part 2

Der Weg durch den steinigen Flur hinaus in die Welt war keine lange Reise. Es dauerte nicht lange und er ließ die geschützte Umgebung seines Zuhauses hinter sich und trat aus dem Gebäude. Sanft schloss er die schwere Eichentür und füllte danach seine Lungenflügel mit einem Zug frischer Luft. Kalte, aber jungfräuliche Luft, die nicht mit den Gerüchen der Fackeln oder Laternen der Innenräume geschwängert war. Er liebte sein Zimmer, aber hier draußen auf der Mauer fühlte er sich frei. Frei wie ein Vogel, vor allem bei dem Ausblick, der sich hier einem bieten konnte. Seine Stiefel waren auf dem festen Untergrund kaum zu hören, als er sich dem Rand seiner Heimat näherte. Ein strammer Windstoß ließ die Robe wild flattern und jagte Karas einen Kälteschauer über den Rücken.
Die Temperaturen sollten zu der Jahreszeit in der Tat ein wenig angenehmer sein. Ich kann mich nicht an das letzte Mal erinnern, an dem die Nächte so frostig gewesen sind.
Trotzdem genoss Karas den Moment in vollen Zügen. Mit geschlossenen Augen stand er einfach in der Dunkelheit und kostete das friedliche Geräusch des Windes. Seine Arme waren vor der Brust verschränkt, die Atmung flach und die Aufregung der letzten Stunde verschwand vollends aus seinem Körper. Der vergangene Albtraum war nur noch ein unwichtiger Bestandteil in seinen Gedanken, irgendwo im hinteren Ende seines Geistes verborgen. Nicht der Rede wert und sicherlich auch kein Grund, den Ursprung weiter zu verfolgen.
Es war nur ein Traum. Nicht mehr und nicht weniger.
Karas wusste nicht, wie lange er dort mit verschlossenen Lidern gestanden hatte, aber als er sie wieder öffnete, konnte er am Horizont die ersten zaghaften Strahlen der aufgehenden Sonne entdecken. Der Stoff seiner Robe hatte sich beruhigt und hing nun locker über der Schulter. Die brausende Luftzüge waren verschwunden. Der Tag brach langsam an.
Es würde nicht lange dauern und die Vögel am Waldrand würden mit ihren Gesängen beginnen und das Land mit Leben füllen. Der Tau auf den Gräsern würde sich verflüchtigen und das saftige Grün der Gräser freigeben. Von hier oben, wirkte die Welt, die sich vor ihm erstreckte, wie ein Ort, der förmlich nach einer Erkundung bettelte. Landstriche voller Wunder, voller Dinge, die Karas noch nie zuvor in seinem Leben gesehen hatte. Ein großes, unentdecktes Phänomen, welches er nur zu gerne kennenlernen wollte.
Vielleicht bald...vielleicht ist es bald so weit.
Die ersten Sonnenstrahlen griffen um sich, wie Finger, die vorsichtig nach ihrem Ziel tasteten. Die Baumkronen wurden erhellt und erstreckten sich wie eine einzige grün-braune Fläche bis zum Horizont. Hier und dort waren karge Berge zu entdecken, die sich wie alte Buckel aus dem Wald reckten. Die ersten Vögel stiegen flatternd aus ihren Nester auf und unterstrichen das lebendige Bild, welches sich sich ihm bot.
Seine Hand wanderte nach oben und strich die Kapuze von seinem Kopf; machte die kurzen Haare für die angenehme erste Wärme des Tages frei. Seine Finger fanden durch die steigende Temperatur langsam wieder ihr Gefühl. Er ballte seine Hände zu Fäusten, öffnete sie wieder und wiederholte das ganze Prozedere.
Hinter Karas ertönten leise Schritte, die sich ihm gleichmäßig näherten. Er schloss ein letztes Mal die Augen, sammelte die Eindrücke der friedlichen Einsamkeit in seinen Gedanken und seufzte zufrieden. Als er sie wieder öffnete, stand neben ihm eine Person, komplett eingehüllt in die gleiche braune Kutte, die auch Karas trug.
Bruder“, sagte der Neuankömmling, das Gesicht nach vorne gerichtet und komplett vor ihm verborgen. 


In den kommenden Tag geht es direkt weiter mit Kapitel 1!

Mittwoch, 9. März 2016

Ankündigung: Countdown zur ersten Abstimmung läuft!

Ein herzliches Hallo an alle Besucher von novelproject.de,

der Roman wird, wie bereits kommuniziert, hoffentlich eine Zusammenarbeit bestehend aus mehreren Personen. Ich würde mich freuen, wenn sich noch ein paar Leser finden könnten, die ebenfalls Interesse an der Weiterführung des Projekts haben.

Um die Story nicht nach meinem eigenen Gutdünken zu entwickeln, wäre es eine schöne Sache, wenn wir dies zusammen machen könnten. Schließlich soll dies ein Community-Roman werden und keine Einzelleistung!

In den FAQs bin ich schon näher darauf eingegangen, wie ihr mich mit euren Ideen oder eurem Feedback unterstützen könntet. Aus diesem Grund kündige ich nun an, dass am Mittwoch, dem 30. März 2016 um 20 Uhr die erste offizielle Umfrage über Facebook gestartet wird. Die Umfrage wird genau zwei Tage laufen, bis diese von mir beendet wird und hoffentlich aussagekräftige Resultate vorweisen kann.

Die erwähnte Umfrage wird die Geschichte wesentlich beeinflussen und ihr habt die Möglichkeit, den Weg der Story selbst zu wählen. Im Kommentarfeld habt ihr dann natürlich noch die Möglichkeit zu erzählen, warum ihr so entschieden habt. Weitere Umfragen werden in Zukunft in regelmäßigen und kürzeren Abständen erscheinen. Diesmal dauert es nur etwas länger, um der Geschichte sowie den Charakteren die Chance zu geben, sich ein ein bisschen mehr zu entfalten.

Danke für die Aufmerksamkeit und ich freue mich riesig auf die kommenden Tage und Wochen. Wäre schön, wenn ihr den Link zu novelproject.de kräftig teilen könntet!

Ansonsten wünsche ich euch allen noch eine schöne Restwoche und natürlich ein erholsames Wochenende :)

Dienstag, 8. März 2016

Kapitel 1, Part 1

Mit weit aufgerissenen Augen und klopfendem Herzen saß Karas in seinem Bett. Auf seinem nackten Oberkörper perlte der Schweiß und sein Brustkorb hob und senkte sich im schnellen Rhythmus. Das intensive Dröhnen in seinem Hinterkopf wich echtem Schmerz als er aus seinem Albtraum aufgeschreckt war und sich blitzschnell in die senkrechte Position begeben hatte. Karas vergrub das Gesicht in den Händen, als ihn die Pein zu überwältigen drohte. Sein Mund war staubtrocken, die Muskeln brannten überall und leichter Schwindel setzte ein.
Was ist mit mir geschehen, oh Allmächtiger?
Er zwang sich die Beine über das Bett zu schwingen und den Kopf eisern oben zu halten. Mit seinem ganzen Willen stemmte er sich gegen die Kopfschmerzen und dem drohenden Zusammenbruch des Kreislaufs. Er atmete tief durch, mit langen und klaren Atemzügen.
Der aufgewühlte Körper schien sich langsam zu beruhigen und der zuvor verschwommene Blick klärte sich wieder.
Ein Albtraum. Es war nur ein Albtraum. Ruhig, ganz ruhig.
Er war in seinen eigenen persönlichen Gemächern und damit in Sicherheit. Seine eigenen spartanischen vier Wänden; eine etwas zu groß geratenen Abstellkammer ohne jegliche Anzeichen von persönlichem Eigentum. Schatten tanzten durch den Raum, als die kleine Laterne in der Raumecke von einem Windzug aus dem Fenster quietschend ins Wippen gebracht wurde. Das Licht der kleinen Flamme kämpfte verzweifelt gegen die nächtliche Dunkelheit an und spendete trotz allem ein wenig flackernde Helligkeit.
Karas griff sich einen Holzbecher vom Tisch neben seinem Bett und spülte sich mit einem Schluck Wasser die Trockenheit aus dem Mund. Das Dröhnen in seinem Hinterkopf verschwand allmählich und ließ ihn leise seufzen.
Alles fühlte sich so real an...
Er fröstelte und entschied sich, die nagenden Gedanken aus seinem Geist zu verbannen.
Shabanach wacht über uns. Ein ausgeglichener Verstand führt zu einem ausgeglichenen Herzen. Es gibt keinen Grund sich zu fürchten.
Mit einem Ächzen erhob sich Karas und griff sich seine Kleider – eine braune Robe aus dickem und modrig riechendem Stoff sowie einem Paar abgetragener Lederstiefel.
Obwohl die Temperaturen in der jetzigen Jahreszeit warm und angenehm sein sollten, konnten vor allem in der Nacht frostige Böen über das Gebirge hinwegziehen. Er mochte sein altes Gewand und besonders in diesem Moment dankte er dem Herrn für sein Erbarmen, ihm ein Dach über dem Kopf und warme Kleider geschenkt zu haben. Ein bisschen klare Luft hatte noch niemandem geschadet und deshalb entschied sich Karas, seine Gemächer für die Mauer auszutauschen und dem unschuldigen Heulen des Windes zu lauschen. Mit seinem Daumen und dem Zeigefinger griff Karas in die Laterne hinein und erlöste die Flamme von ihrem Gefecht gegen die Tageszeiten.
Mit einem Quietschen schwang die schwere Tür auf. Karas erstarrte und wartete, ob das Geräusch möglicherweise jemanden geweckt hatte, aber Stille antwortete ihm.
Alles ist so ruhig, so friedlich.
Mit einem geschulten Griff zog er sich die schwere Kapuze über den Kopf und machte sich mit gezielten Schritten auf den Weg zur Mauer. 


Fortsetzung des ersten Kapitels folgt in den nächsten Tagen! 

Montag, 7. März 2016

Prolog: Endlich geht es los!

In der Dunkelheit war die Gestalt kaum zu sehen. Stattdessen zeichneten sich nur Schemen in der Düsternis ab. Umrisse ohne genaue Details, ohne Hinweise auf die exakte Identität. Die Stimme war allerdings um so verständlicher wahrnehmbar. Eine kratzende, heisere Stimme, die flüsternd und bedrohlich zischelte. Ein Geräusch, welches selbst dem mutigsten Mann das Blut in den Adern gefrieren lassen konnte.

Das Fleisch ist schwach. Ihnen wurde die große Chance zu Teil, auf dieser Erde wandeln zu dürfen, doch sie treten dieses Privileg mit ihren dreckigen Füßen. In all den Jahrhunderten nutzten sie ihre Existenz um Kriege zu führen, Gewalt heraufzubeschwören und Elend über die Länder zu bringen. Selbst die eigenen Schöpfer haben diese gottlosen Völker schon längst verlassen. Angewidert von ihrem Tun, haben sie das Kapitel als Fehlschlag geschlossen und lassen nun ihre eigenen Kinder sich selbst abschlachten. Warum sich noch mit diesem Treiben befassen, wenn sich all das Leben von ganz alleine auslöscht? Wenn es mir nicht so viel schaurige Freude bereiten würde, diesem erbärmlichen Treiben zuzusehen, würde ich mich von dieser Schmach abwenden, um mich wichtigeren Aufgaben zu widmen.

Irgendetwas raschelte leise in der Dunkelheit. Die Silhouette seufzte schnarrend in die Schwärze hinein und ließ sich einen kurzen Augenblick Zeit, bis sie fortfuhr.

Doch mein Meister scheint Gefallen an dieser jämmerlichen Situation gefunden zu haben. Er ist amüsiert darüber, dass sich die Götter von ihrer eigenen Schöpfung abgewandt haben. Es erfüllt ihn mit einer tiefen Befriedigung, dass die Beweise für den Fehlschlag der unfehlbaren Götter aber nach wie vor existieren und auf dieser Erde wandeln. Der ultimative Beweis für diesen kapitalen Fehlschlag. Die Scham, die die Anderen schwächt, macht meinen Meister stärker. Die Gewalt, der Tod und das Blut - eine berauschende Mischung für all diejenigen, die sich am Leid der verdammten Seelen laben wollen. 

Ein hässliches Kichern ertönte aus dem Mund des Sprechers. Ein röchelndes Lachen, düster und fernab jeglicher Wärme. Die gespielte Heiterkeit verebbte und die Gestalt schien unter der Kapuze zu grinsen, offensichtlich zufrieden über die derzeitige Situation.

Das Fleisch stinkt. Es stinkt, weil es verdorben ist und ausgerottet werden muss. Der Zerfall der Zivilisation geht zu langsam vonstatten und muss beschleunigt werden. Die Erde muss von diesem Irrtum gereinigt werden. Die Völker hatten genug Zeit, um ihre Existenz zu rechtfertigen, doch dies ist eindrucksvoll gescheitert. Nun werden sie uns als Spielzeug dienen, um unsere eigenen Gelüste zu befriedigen. Sie sind zu dem geworden, was sie schon längst hätten sein sollen: Opfergaben.

Der Schemen hielt kurz inne, bis er erneut böse kicherte. Es war ein Augenblick des perfiden Wahnsinns, der durch Mark und Bein hallte.

Die Welt wird brennen. Und jeder, der dort unten wandelt, wird im Feuer untergehen. Einer...nach dem anderen.